Feldpost aus dem Donbass – 1941-44 & 2022/23

Польова пошта з Донбасу – 1941-44 & 2022/23

Die Ausstellung ist Werkstatt, Hommage, Bewältigung, Dank, Erkenntnis, aber auch Experiment und Expedition.



Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Mauritianums mit Frauen aus der Ukraine.

Frauen die im Altenburger Land vor dem Krieg Zuflucht gefunden haben.

Grundlagen der Ausstellung sind zum einen Aquarelle des Altenburger Malers

Heinz Olbrich ,

der als Wehrmachtssoldat im Zweiten Weltkrieg im Donbass stationiert war und mehreren hundert Zeichnungen der Landschaft und Bevölkerung dokumentierte .

Diese schickte er damals mit der Feldpost nach Hause.

 

Zum anderen erhalten heute die im Altenburger Land Zuflucht gefundenen Frauen von ihren in der Kriegsregion verbliebenen Männern, Verwandten und Bekannten täglich Bilder und Berichte auf ihre Mobiltelefone.

Es ist die „moderne Form der Feldpost“.

 

In der Ausstellung kombinieren sie die Bilder thematisch, schildern ihre Fluchtgeschichten und stellen diese in Zusammenhang mit den Erlebnissen von Heinz Olbrich, der nach dem Krieg in Altenburg, der Stadt seiner Studentenzeit, Zuflucht und eine neue Heimat fand.

 

  • Die Ausstellung entwickelte sich auf Grund der Ereignisse in der Ukraine täglich neu.
  • Die Herstellung ist ein Prozess. Die ersten Konzepte haben sich während dieses Entwicklungsprozesses komplett geändert.
  • Die Frage, ob es zulässig ist, die Zeichnungen eines deutschen Soldaten mit den heutigen Bildern aus der Kriegsregion in einer Ausstellung zu zeigen, beantworteten die Ukrainerinnen selbst.
  • Wie mit den Bildern und der Geschichte von Heinz Olbrich umgehen?
  • Diese Entscheidung lag in den Händen der beteiligten Ukrainerinnen.

Sah das erste Konzept aus dem Mauritianum im Oktober 2022 noch vor, 1941-44 und 1922 anhand von Bildern gegenüber zu stellen, so änderte die erste Entscheidung  der Ukrainerinnen dieses Konzept komplett – Bilder mischen.

 

Im ersten Schritt suchten sie aus den fast 400 Aquarellen, Zeichnungen und Skizzen Bilder aus, die sie emotional ansprechen. Eine vielschichtige Auswahl entstand aus Porträts, Personen, Gruppen, Szenen, Landschaften.

Heinz Olbrich malte fast keine militärischen Szenen, selten mal einen Transport, mehr jedoch die Flucht der Bevölkerung. Für ihn war die Beschäftigung mit Land und Leute das Entfliehen vor dem erlebten Grauen, Ablenkung und Therapie.

Noch mit 90 Jahren arbeite er Skizzen und Bilder aus dem Feld künstlerisch auf. Seine Verbundenheit, gar Liebe, mit Osteuropa begann noch vor dem Krieg mit Studienreisen als Student nach Tschechien und Ungarn und blieb zeitlebends bestehen.

Zahlreichen Reisen zu DDR-Zeiten nach z.B. Bulgarien, Armenien, Russland und in die Ukraine zeugen davon.

Die Ausstellung stellt Bilder und Geschichten in einen Zusammenhang und kommt ohne Erläuterungen zur Geschichte und zu Geschehnissen aus. Sie ist zweisprachig gehalten, in Ukrainisch und Deutsch.

Sie wird kuratiert von Dr. Olaf Günther, Ethnologe der Naturforschenden Gesellschaft mit Schwerpunkt Zentralasien, auch GUS-Staaten, und Mike Jessat, Direktor des Mauritianums und maßgeblich unterstützt von Tanja Grinvald, Mitarbeiterin des Mauritianums, die selbst in den 2000er Jahren mit ihrer Familie, aus Sibirien kommend, Altenburg als ihre neue Heimat auswählte.

Die Ausstellung ist eine stille Ausstellung. Sie kommt ohne Vernissage aus und fordert zum persönlichen Gespräch auf. Dieses wollen wir vielfältig suchen, ob mit Presse, Politik, Gesellschaft oder dem einzelnen Besucher.

Die Ausstellung wird von der Thüringer Staatskanzlei gefördert.Den Ankauf eines Teils der Aquarellsammlung für die
Osteuropa-Sammlung der anthropologisch-enthnologischen Abteilung des Mauritianums förderte 2022 das Thüringer Finanzministerium.

Die Ausstellung wird hauptsächlich aus Upcycling-Materialien hergestellt. Auf Plastik wird weitgehend verzichtet.